So eine Idee!
Weihnachten 2004 in Drenkow, einem winzigen 60 Seelen Dorf in Mecklenburg. Kein Supermarkt, keine Kneipe, keine Kirche. Gottverlassen. Einheimische, Zugereiste wie Marianne Enzensberger und der Bio Bauer Jörg träumen von Kultur auf dem Land und gründen eine Theatergruppe. Sie spielen E.T.A. Hoffmanns DER NUSSKNACKER UND DER MAUSEKÖNIG im Stall neben kackenden Kühen, weil das Café des Demeter Hofes nicht rechtzeitig fertig wird.
14 Jahre später gibt es die Gruppe noch immer – Leute kamen, Leute gingen, Leute bleiben. Sie haben einen romantischen Namen: DIE BLAUE BLUME und wechselnde Darsteller aus den umliegenden Dörfern, aus Berlin, Rostock, Japan und Großbritannien.
Viele der Jüngeren aus dem Umland zieht es über die Jahre nach Berlin. Zu den Proben fahren sie in die heimatliche Provinz. Die Jüngste ist 13, die Älteste über 70, es sind Arbeiter, Angestellte, Bauern, Studentinnen, Schülerinnen, Hausfrauen. Lebenswelten treffen aufeinander. Die Stücke, die Marianne für die BLAUE BLUME schreibt, spielen in und mit diesen Welten. In der Truppe prallen sie auf der Bühne und in privaten Gesprächen aufeinander und beleben auf skurrile Weise.
Ein zäher Kampf auf dem Land. Sie machen Flyer und Poster, schaffen sich von den niedrigen Eintrittsgeldern Scheinwerfer, Mischpulte, Vorhänge an und proben manches Stück über 2 Jahre. Ihre Probebühne bauen sie sich in Mariannes Scheune, im Winter probieren sie in einer geheizten Kita, die Ini, eine langgediente, talentierte Spielerin, leitet. Langsam, auch mit Hilfe der freundlichen Lokalpresse, mit Aushängen in Supermärkten und Mund zu Mund Propaganda, erreichen sie ein breiteres Publikum.
Sie spielen in Nebenräumen von Dorfkrügen , deren Bühnen verwaist unter Neonlicht vor sich hin dämmern, auf Ökohöfen und in altenTheatern von Hotels. „Wenn die Leute nicht zu uns kommen, müssen wir zu ihnen gehen.“ Kultur und Theater in eine Region zu bringen, die mit herrlichen Landschaften aufwarten kann, aber wenig Möglichkeiten für ein kulturelles Programm bietet, ist das Konzept der BLAUEN BLUME. Der Name symbolisiert die Sehnsucht und Suche nach dem ewig Schönen, dem Wahren, dem Geheimnis unseres Lebens – mit unsicherem Ausgang. Die Dichter der Romantik fanden dieses Symbol der blauen Blume für das ewig Unerreichte und das Kreative der Suche danach.